Mit knapp 30 Personen und bei herrlichem Wetter startete VERENA e.V. ihre Themenradtour vom Marktplatz zu den Besichtigungsorten in der Bauerschaft Borbein.
Der Weg führte entlang der Werse, die sich nach dem kritischen Hochwasser der letzten Woche wieder in ihr Flussbett zurückgezogen hatte. Auf dem Hof Osthues wurde die umfangreiche Nutzung von Solarenergie vorgestellt. Christian Osthues erklärte den interessierten Teilnehmern sein Energiesystem aus mehreren PV-Anlagen, einem Batteriespeicher und einer Wallbox für das Laden seiner zwei E-Autos. Da die älteste PV-Anlage von 2001 bereits aus der EEG-Förderung gefallen ist, würde hierfür nur noch ein sehr geringer Solarmarktpreis vergütet. Durch das Aufstocken des Batteriespeichers wird dieser Strom nun direkt selbst verbraucht, so dass eine Stromautarkie von ca. 75% über das Jahr erreicht wird. Als nächster Schritt stehen im November die letzten Installationen für die Ersatzstromversorgung an. Dann kann der Hof auch bei Stromausfall im Inselbetrieb mit Strom versorgt werden.

Weiter ging es dann zum Hof Schroer. Dort stand die Besichtigung des Steen-FOS Pilotverfahrens zur Herstellung von Torfersatzprodukten, z.B. Blumenerde, an. Aus städtischem Laub zusammen mit Gärresten aus dem Biogasprozess wird im Sinne der Kreislaufwirtschaft das Produkt hergestellt. Zunächst berichtete Michael Huster, Projektinitiator und Betreiber der Anlage, über die Entstehungsgeschichte. Zusammen mit Klaus Schroer wurde eine Pilotanlage errichtet, in der der städtische Abfall „Laub“ zerkleinert und getrocknet wird. Das besonders aufgearbeitete Laub, welches sehr gut Wasser aufnehmen kann, wird dann sortiert und mit den Gülleresten vermengt.

Dieses Prinzip wurde durch Steen-FOS europaweit patentiert und erlebt eine sehr große Nachfrage durch die großen Handelsfirmen für Blumenerde und Substrate. Mit den Ahlener Laubabfällen von ca. 300 to. im Jahr ließen sich so ca. 900 m3 Torfersatzstoffe herstellen. Allein für das nächste Jahr besteht schon ein Nachfragebedarf in Höhe von 200.000 m3. Huster beklagt sich darüber, dass es leider wenig Unterstützung und Bestreben seitens der städtischen Verwaltung gibt, obwohl hier etwas Nachhaltiges und Großes entstehen würde. Das Konzept, direkt an der Biogasanlage in Brockhausen deren Abwärme und die Güllebestandteile zu nutzen, erfährt durch die Kommune keine Unterstützung. Der Austausch mit dem Bürgermeister, der zunächst „Feuer und Flamme“ war, so Huster, hat lange auf sich warten lassen. Erst seit der WDR und die Presse das Thema erneut aufgegriffen hat, gibt es im Rathaus wieder Bemühungen.

VERENA Vorstand Ludger Wichmann bedauert ebenfalls sehr, dass dieses landwirtschaftliche Erzeugnis wohl nicht in Ahlen als Markenzeichen zum Tragen kommt. Man stelle sich vor, ein derartiger Startup mit einem europaweiten Absatzmarkt von 12,5 Millionen m3 hätte seinen Firmensitz und seinen Ursprung in Ahlen.
Abschließend lud VERENA die Teilnehmenden zu Kaffee und Kuchen in der Scheune bei Klaus Schroer ein.

Autor:VERENA e.V.