Wie funktioniert kalte Nahwärme? – …und ist das nicht ein Widerspruch?

Mit dieser Frage befassten sich die 15 Teilnehmer, die sich am Sonntagvormittag, überwiegend mit dem Fahrrad oder Pedelec, auf den Weg nach Warendorf machten. Eingeladen hatte VERENA e.V. Die Radtour führte Martin Kamps von der ADFC-Ortgruppe Ahlen an.

In Warendorf empfing Tobias Ahlers, Mitarbeiter der Stadtwerke Warendorf und Projektleiter, die Gruppe an der Verteilstation im Neubaugebiet „In de Brinke“. In einem kurzweiligen und interessanten Vortrag erläuterte er das Projekt von der Konzeptionierung im Jahre 2017  bis zum heutigen Stand.Obwohl die Bauaktivitäten stark nachgelassen haben und längst nicht alle Grundstücke verkauft oder gar bebaut worden sind, ist die für die Projektförderung erforderliche Anschlussquote bereits erreicht. Von 116 genehmigten Bohrungen sind über 80 bereits realisiert. Diese reichen jeweils 150m in die Tiefe. In einem geschlossenen System wird ein Glycol-Wassergemisch, ähnlich wie in Autokühlern oder Solarthermieanlagen, durch eine Ringleitunggepumpt. Gegen einen Anschlusskostenbeitrag werden den Grundstücksbesitzern Anschlüsse ins Haus gelegt. Dort stellen die Stadtwerke  dann eine Wärmepumpe nebst Warmwasserspeicher auf. Die Kosten für diese Technik, deren Wartung,  erforderliche Reparaturen sowie den zum Betrieb erforderlichen Strom tragen die Stadtwerke. Der Kunde zahlt einen monatlichen Grundpreis und einen verbrauchsabhängigen Preis für die bezogene Wärme. Das Ganze wird als Pilotprojekt wissenschaftlich begleitet. Dafür werden zahlreiche Parameter erfasst und ausgewertet.

Was ist nun das Besondere an diesem Projekt und wie kommt es zu dem widersprüchlichen Namen? Im Unterschied zu anderen (Fern-)Wärmenetzen wird hier nicht heißes Wasser durch aufwendig isolierte Leitungen gepumpt, was mit hohen Wärmeverlusten verbunden wäre. Die zirkulierende Flüssigkeit wird im Erdreich nur um wenige Kelvin (Grad) erwärmt und hat trotz Verwendung nicht isolierter PE-Rohre wegen des geringen Temperaturunterschiedes kaum Verluste. Erst in den Verdichtern der Wärmepumpen in den Gebäuden werden die für Heizung und Warmwasser erforderlichen Temperaturen erzeugt. Ein weiterer Vorteil dieser Technik ist die Möglichkeit, in der heißen Jahreszeit die Wohnhäuser zu kühlen und die Wärme in die tieferen Erdschichten zurückzuführen.

Dem Vortrag folgte eine rege Diskussion über Vor- und Nachteile dieser Technik. Ein Nachteil ist sicherlich, dass die Hauseigentümer den Strom aus eigenen Photovoltaikanlagen nicht für den Betrieb der Wärmepumpen nutzen können.

Ludger Wichmann und Markus Bode überreichen Tobias Ahlers Ahlen Becher als Dankeschön

Der Erfahrungsaustausch wurde bei Kaffee und Kuchen auf einem Warendorfer Langasthof fortgesetzt, bevor sich die Gruppe über Müssingen und Everswinkel wieder auf den Heimweg machte. Am Ende des Tages hatten die meisten der Teilnehmer 70 CO2-freie Kilometer auf dem Tacho und der Akku musste wieder an der heimischen PV-Anlage aufgeladen werden.