Am 25. Oktober war es soweit: Unsere Sonderveranstaltung zum 25 jährigem Bestehen von VERENA (siehe Einladung) fand in der Lohnhalle der Ahlener Zeche statt!
Vorbereitung
Schon vor dem Eintreffen der ersten Gäste ging es für VERENA in der Lohnhalle los: Michael Oertel mit seinem Team von „Order a Party“ und die Crew um Frank Farenski bereiteten die Bühnentechnik vor: Eine komplette Bühne mit professioneller Beleuchtung und Audio-Equipment, incl. fernsteuerbarer Kameras für automatische Filmaufnahmen durch die Mitarbeiter von Frank Farenski. Dieser ging im Hintergrund auch noch mal seine Vorbereitungen für Moderation und Podiumsdiskussion durch.
Trotz etwas Troubleshootings mit der Technik waren alle zeitig fertig, so dass es um 18:15 pünktlich hieß:
Türen auf, es geht los!
Der Saal füllte sich so langsam mit zahlreichen interessierten Gästen, die sich trotz des anhaltenden Regens nicht von unserer Jubiläumsveranstaltung abhalten ließen. Ein gutes Zeichen, dass es auch in Ahlen Umwelt-Interessierte gibt!
Anmoderation von Frank Farenski: 25 Jahre VERENA e. V.
Zu Beginn der Jubiläumsveranstaltung stand Frank Farenski auf der Bühne. Der durch das Projekt „Leben mit der Energiewende“ bekannte TV-Journalist hatte sich bereit erklärt, die Auftakt-Moderation zu übernehmen – da die Themen Energiewende und Klimaschutz zu seinen Herzenangelegenheiten zählen.
Nach einem kurzen Einleitungsgespräch in seiner typisch lockeren Art bat er zunächst den VERENA Vorstand Ludger Wichmann auf die Bühne, um dem Verein zum 25 jährigem Jubiläum zu gratulieren. Dabei betonte er, dass man Vereine wie VERENA als Beschleuniger für die Energiewende anerkennen müsse und wie wichtig die Energiewende für unser Klima sei.
In diesem Sinne übergab er das Mikro schließlich an Hans-Josef Fell, den VERENA als Sachkundigen mit langer Erfahrung im Berich Energewende (einer der Gründer der Erneuerbaren-Energie-Bewegung und Initiator und Präsident der Energy Watch Group) eingeladen hatte.
Der Vortrag von Hans-Josef Fell
Mit aktuellen Beispielen und Zahlen zeigte Hans-Josef Fell eindrucksvoll, wie weit der Klimanotstand tatsächlich schon ist. Die Welt ist „auf dem Highway zur Klimahölle“, zum „kollektiven Suizid der Menschheit“ (Zitate des UN-Generalsekretärs).
So wird durch die Aufrechterhaltung und Förderung aktueller Energieträger (wie Öl und Gas) keine Wende eingeleitet, die dem Klima helfen könnte. Vielmehr, so Fell, zementieren sie bestehende Strukturen weiter. und stützen einerseits politisch fragwürdige Regime und Entscheidungen und pumpen, andereseits, zusätzlich Geld in veraltete, nicht Klima-freundliche Strukturen.
Auch die als Retter gefeierten Technologien sind nur eine Problem-Verschiebung. Das zeigt Hans-Josef Fell am Beispiel von Wasserstoff:
- Herstellung des Wasserstoffs in entfernten Ländern mit hohem Energieaufwand vor Ort
- Großer Transportaufwand mit aktuell nicht umwelt-freundlichen Methoden
- Zusätzliche Energiekosten für die Verflüssigung (zum Transport) und Wieder-Verdampfung (vor der Verwendung)
- Noch nicht vorhandene Infrastrukturen
Wenn man all dies berücksichtigt, ist Wasserstoff keine effiziente Lösung mehr – und der teure Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur steht in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Stattdessen erläuterte Hans-Josef Fell anhand von Beispielen und Darstellungen, wie andere Länder in den Bereichen Elektrowirtschaft und -mobilitäte alternative Wege erfolgreich beschreiten – und damit sogar Geld einsparen und das Potential der Mitbürger aktiv einbeziehen. Ein Beispiel sind energie-autarke Dörfer in Deutschland, wo sich Bürger mit an der Entwicklung erneuerbarer Energien beteiligen durften. Nach einer initialen, durch Kommune und Bürger finanziell unterstützten Aufbauphase profitieren beide von den regenerativen Energiestrukturen – unabhängig von Entwicklungen am Energiemarkt.
Unabhängig vom eingeschlagenen Weg richtete Hans-Josef Fell zum Abschluss erneut den dringenden Appell an die Zuhörer, aufgrund der Klimawende schnell etwas zu tun. Es brauche kein selbstzerstörerisches Wiederaufleben fossiler Brennstoffe, sondern eine Revolution der erneuerbaren Energien. Und das Positive daran ist, dass wir als Bürger nicht auf Wirtschaft oder Politik warten müssen – sondern diese Revolution selbst vorantreiben können: Wir können selbst unsere eigenen erneuerbare Energie produzieren oder uns an entsprechenden Projekten beteiligen (an Mieter- oder Energiegemeinschaften oder dem Kauf von Ökostrom).
Mitschnitt des Vortrags von Hans-Josef Fell
Wer den Vortrag im Mitschnitt von „Leben mit der Energiewende TV“ sehen möchte, findet ihn hier:
Engagierte Persönlichkeiten in der Podiumsdiskussion
Nach dem Abschluss des Vortrags von Hans-Josef Fell knüpfte die Podiums-Diskussion direkt an die Punkte von Hans-Josef Fell an.
So erklärte der Stadtwerke-Prokurist Uwe Friedrichs, der sog. „Ahlener Weg“ zur Energiewende beinhalte: Im Wesentlichen den Schub durch Technologie-Verbesserungen, Einberechnung der privaten Solar-Anlagen sowie den Ausbau des Netzes. Daraufhin kam erste Kritik: Die Vertreterin des Vereins Drehstrom (Agnes Weber) stellte in Frage, ob man die ohnehin stattfindenden Technologie-Verbesserungen und private Solar-Anlagen beim Ahlener Weg anrechnen sollte. Hans-Josef Fell kritisierte, dass hier der Ahlener Weg genau den Fehler wiederhole, den er in seinem Vortrag kritisiert habe: die Stärkung alter Systeme und Infrastrukturen, die zukünftig unsicher sind – und darüber hinaus die Stadt nur Geld kosten.
Daraufhin beschäftigte sich die Runde mit dem heißen Thema der Finanzen: Die Stadtwerke, so Friedrichs, seien finanziell von Stadt und Politik abhängig – ergo sei ihr Spielraum eingeschränkt. Agnes Weber und Hans-Josef Fell betonten daraufhin abermals, dass alternative Lösungen unabhängig von der Politik möglich seien, und zwar durch Einbeziehung von Bürgerkapital: viele Bürger seien interessiert in alternative Energien, z. B. in Windparks zu investieren, um damit Ihren Strombedarf zu decken.
Der stellvertretende Bürgermeister Matthias Harmann wieß abschließend erneut auf die Sinnhaftigkeit des Ahlener Weges zur Energiewende hin. Gleichzeitig bekundete er aber auch Interesse an den vorgeschlagenen alternativen Lösungen und Beispielen, die man – vlt. zusammen mit den anwesenden Vereinen und Hans-Josef Fell – nochmals prüfen könne.
Mitschnitt der Podiumsdiskussion
Wer die Podiumsdiskussion im Mitschnitt von „Leben mit der Energiewende TV“ sehen möchte, findet sie hier:
Der Ausklang eines interessanten Abends
Nach Abschluss der Podiumsdiskussion fasste Frank Farenski die wichtigsten Punkte zusammen und beschloss damit den offiziellen Teil des Abends. Die Veranstaltung klang in gemütlicher Atmosphäre aus und Referent, Podiumsmitglieder und Gäste nutzten bei kostenfreien Brezeln und Getränken die Gelegenheit zu einem erweiterten Gedankenaustausch.
Wir von VERENA waren begeistert, wie viele Gäste sich interessiert zeigten und noch längere Zeit über die Energie-Wende und potentielle Lösungen diskutierten.
Alles in allem ein gelungener Abend für alle Anwesenden!
Unser Fazit
- Es gibt in Ahlen Interesse an den Themen Umwelt und regenerativen Energien
- Experten wie Hans-Josef Fell erkennen das Engagement von Vereinen wie VERENA und Drehstrom an und sehen diese als wichtigen Teil der Energiewende
- Die Ahlener Stadtwerke stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie die Umgestaltung der Energieversorgung mit althergebrachten Methoden realisieren wollen:
- Der offizielle Ahlener Weg zur Energiewende ist laut der Experten wenig effektiv und hält nur (mit zuviel finanziellem Aufwand) an veralteten Infrastrukturen fest
- Hans-Josef Fell kritisierte die althergebrachten Methoden als kostspieligen Trugschluss – er stellte stattdessen neue Methoden vor und gab wertvolle Impulse
- Impuls „Einbezug der Bürger“ durch die Möglichkeiten des Vereins Drehstrom
- Drehstrom mit seinen 320 Genossenschaftsmitglieder entwickelt weitere Projekte im Bezug zu Wind- und Solarerzeugung
- Dabei plant der Verein Genossenschaftsbeteiligungen anzubieten
- Die Stadt und die Stadtwerke halten am Ahlener Weg fest; aber:
- Der stellvertrende Bürgermeister will die Anregungen und Ideen mitnehmen
- Ss gibt das Angebot zur Diskussion mit den Vereinen VERENA & Drehstrom, den Stadtwerken und der Stadt Ahlen
Und unsere nächsten Schritte?
So schmeichelhaft das Lob zum Engagement von VERENA und Drehstrom auch war – darauf wollen wir uns nicht ausruhen. Daher haben wir als VERENA aus dieser Veranstaltung folgende Schritte entwickelt:
- Feedback des stellvertrenden Bürgermeister abwarten
- Termin festlegen für gemeinsame Diskussion
- Die Fragestellungen für die Diskussion lauten für VERENA:
- Wie erreichen wir das Ziel „Klimaneutralität in Ahlen“ mit fossilfreier Energieerzeugung in Ahlen?
- Wieviel erneuerbare Energien durch Solar- und Windenergie benötigen wir für eine klimaneutrale Stadt Ahlen?
- Wie muss das Stromnetz in Ahlen für die Aufnahme der dafür erforderlichen erneuerbaren Energien, bzw. der elektrischen Verbraucher (Wärmepumpe, E-Mobiliät) ausgebaut werden?
- Wie kann eine kommunale Wärmeplanung mit erneuerbaren effizienten Energien erstellt werden?
- Welche Möglichkeit bietet die Einbindung/Beteiligung der Bürger*innen in die klimaneutrale Energiewende in Ahlen?